Bewertung:

Niklas Luhmanns Buch „Die Realität der Massenmedien“ untersucht die komplexe Rolle der Massenmedien in der modernen Gesellschaft und konzentriert sich dabei auf ihre selbstreplizierenden Systeme und ihre Funktion bei der Gestaltung von Wahrnehmungen. Das Buch bietet eine klare Perspektive darauf, wie die Massenmedien die Realität konstruieren, anstatt sie nur abzubilden, sowie Einblicke in die Dynamik von Nachrichten, Werbung und Unterhaltung als Teilsysteme der Gesellschaft.
Vorteile:Das Buch zeichnet sich dadurch aus, dass es eine leicht zugängliche Einführung in Luhmanns Theorien bietet, die komplexe Ideen verständlicher macht. Es bietet wertvolle Einblicke in die Rolle der Massenmedien und ihre internen Mechanismen und fördert ein tieferes Verständnis dafür, wie Kommunikation und Informationsverarbeitung in der Gesellschaft ablaufen. Die Leserinnen und Leser schätzen den provokativen Charakter von Luhmanns Argumenten und die in den Text eingewobene Interdisziplinarität, die die Soziologie mit der Kybernetik und anderen Bereichen verbindet.
Nachteile:Mehrere Leser erwähnen die theoretische Dichte und Komplexität von Luhmanns Text, was darauf hindeutet, dass er für diejenigen, die mit seinen Ideen nicht vertraut sind, eine Herausforderung darstellen könnte. Einige Kritiker merken an, dass Luhmanns Ansichten als übermäßig zynisch oder abweisend gegenüber der menschlichen Handlungsfähigkeit innerhalb der Mediensysteme angesehen werden können, und dass die Kritik an den Nachrichten als hart empfunden werden kann. Außerdem wird darauf verwiesen, dass andere Werke vergriffen sind, was den Zugang zu erweiterten Lernmöglichkeiten einschränkt.
(basierend auf 3 Leserbewertungen)
The Reality of the Mass Media
In Die Wirklichkeit der Massenmedien erweitert Luhmann seine Theorie der sozialen Systeme - die er in seinen früheren Werken auf die Wirtschaft, das politische System, die Kunst, die Religion, die Wissenschaften und das Recht angewandt hat - um eine Untersuchung der Rolle der Massenmedien bei der Konstruktion der sozialen Wirklichkeit.
Luhmann argumentiert, dass das System der Massenmedien eine Reihe von rekursiven, selbstreferentiellen Kommunikationsprogrammen ist, deren Funktionen weder durch äußere Werte wie Wahrhaftigkeit, Objektivität oder Wissen noch durch spezifische soziale Interessen oder politische Direktiven bestimmt werden. Vielmehr werde das System der Massenmedien durch den internen Code Information/Nichtinformation reguliert, der es dem System ermögliche, seine Informationen (Nachrichten) aus seiner eigenen Umwelt zu selektieren und diese Informationen nach seinen eigenen reflexiven Kriterien zu kommunizieren.
Trotz ihrer selbstreferentiellen Qualität beschreibt Luhmann die Massenmedien als eines der wichtigsten kognitiven Systeme der modernen Gesellschaft, mit dessen Hilfe die Gesellschaft die Illusion ihrer eigenen Realität konstruiert. Die Realität der Massenmedien erlaube es den Gesellschaften, Informationen zu verarbeiten, ohne die sozialen Rollen zu destabilisieren oder die sozialen Akteure zu überfordern. Sie bilden ein breites Reservoir (Gedächtnis) von Optionen für die künftige Handlungskoordination und liefern Parameter für die Stabilisierung der politischen Reproduktion der Gesellschaft, da sie eine kontinuierliche Selbstbeschreibung der Welt produzieren, an der sich die moderne Gesellschaft orientieren kann.
In seiner Auseinandersetzung mit den Massenmedien entwickelt Luhmann eine Kommunikationstheorie, in der Kommunikation nicht als Akt eines bestimmten Bewusstseins und auch nicht als Medium integrativer sozialer Normen gesehen wird, sondern lediglich als die technischen Codes, durch die sich systemische Operationen arrangieren und perpetuieren.