Bewertung:

Das Buch bietet eine fesselnde Diskussion über das Konzept des Gartens Eden aus der Sicht verschiedener Theologen, wobei insbesondere Augustinus' Ansichten über die Erbsünde kritisiert und eine optimistischere Interpretation der menschlichen Natur und des Paradieses vorgeschlagen wird.
Vorteile:⬤ Klare und verständliche Sprache
⬤ ansprechende Erforschung theologischer Themen mit Schwerpunkt auf Erlösung und menschlicher Natur
⬤ stellt weniger bekannte Theologen wie Eriugena vor
⬤ ermutigt die Leser, über ein „diesseitiges Paradies“ nachzudenken, das man anstreben kann.
Könnte für diejenigen, die Dante nicht kennen, eine Herausforderung sein, da Teile des Buches über ihn weniger zugänglich sind; einige Leser könnten sich aufgrund mangelnden Hintergrundwissens nicht in der Lage fühlen, die theologischen Argumente zu beurteilen.
(basierend auf 2 Leserbewertungen)
The Kingdom and the Garden
In einer fulminanten Neuinterpretation der christlichen Tradition zeigt Agamben, dass der Garten Eden schon immer als Symbol für die wahre Natur des Menschen diente.
Was geschah mit dem Paradies, nachdem Adam und Eva vertrieben worden waren? Die Frage mag wie eine theologische Spitzfindigkeit oder gar ein Scherz klingen, doch in Das Reich und der Garten nutzt Giorgio Agamben sie als Ausgangspunkt für eine Untersuchung der menschlichen Natur und der Aussichten auf politische Veränderungen. In einer fulminanten Neuinterpretation der christlichen Tradition zeigt Agamben, dass der Garten Eden schon immer als Symbol für die wahre Natur des Menschen gedient hat. Während frühere Theologen die Vertreibung als vorübergehend ansahen, macht Augustinus' Lehre von der Erbsünde sie zu etwas Dauerhaftem, indem er den Menschen als paradoxe Kreatur neu vorstellt, die sich ihrer eigenen Natur völlig entfremdet hat. Aus dieser Perspektive kann es keine Rückkehr ins Paradies geben, sondern nur die Hoffnung auf das messianische Reich. Doch es hat immer wieder Denker gegeben, die sich gegen diese Vorstellung auflehnten, und Agamben hebt zwei wichtige Beispiele hervor. Das erste ist der frühmittelalterliche Philosoph John Scotus Eriugena, der für eine radikale Einheit des Menschen mit allen Lebewesen plädierte. Das zweite ist Dante, dessen Vision des irdischen Paradieses auf die Möglichkeit eines echten menschlichen Glücks in dieser Welt hinweist.
Anstelle des messianischen Reiches, das als Vorbild für moderne revolutionäre Bewegungen diente, vertritt Agamben die Ansicht, dass wir unsere Hoffnungen auf politischen Wandel in eine Rückkehr zu unseren Ursprüngen setzen sollten, indem wir das irdische Paradies zurückerobern.