Bewertung:

Das Buch „Opus Dei“ von Giorgio Agamben untersucht die Entwicklung des Konzepts der Pflicht von seinen Ursprüngen in der frühen Kirche bis zur modernen Ethik und konzentriert sich schließlich auf die zirkuläre Beziehung zwischen dem Sein und dem Handeln eines Priesters. Agamben kritisiert die Aneignung des Begriffs der Pflicht durch Kant und legt eine komplexe philosophische Analyse vor, die für Leser, die mit seinem Werk nicht vertraut sind, eine Herausforderung darstellen kann.
Vorteile:Das Buch wird für seine tiefen philosophischen Einsichten und die gründliche Erforschung des historischen Kontextes der Ethik anerkannt, insbesondere dafür, wie die Kirche die modernen Vorstellungen von Pflicht beeinflusst hat. Es wird als ein bedeutendes und herausforderndes Buch beschrieben, das Agambens frühere Ideen mit einem reichhaltigen intellektuellen Rahmen effektiv erweitert.
Nachteile:Die komplexe und manchmal verwirrende Struktur des Buches sowie sein schwerwiegender philosophischer Inhalt könnten es für Leser ohne Vorkenntnisse von Agambens anderen Werken schwierig machen. Manche mögen die Querverweise und die Tiefe der Analyse überwältigend finden.
(basierend auf 3 Leserbewertungen)
Opus Dei: An Archaeology of Duty
In dieser Fortsetzung von Das Reich und die Herrlichkeit und Die höchste Armut untersucht Agamben die Wurzeln unseres moralischen Konzepts der Pflicht in der Theorie und Praxis der christlichen Liturgie. Beginnend mit dem Neuen Testament, über die Spätscholastik bis hin zu den modernen päpstlichen Enzykliken zeichnet Agamben die Versuche der Kirche nach, das unwiederholbare Opfer Christi zu wiederholen.
Entscheidend ist dabei die paradoxe Figur des Priesters, der mehr und mehr zu einem reinen Instrument der Macht Gottes wird, so dass seine eigenen Motive und sein Charakter völlig gleichgültig sind, solange er seine priesterlichen Pflichten erfüllt. In der Moderne, so argumentiert Agamben, ist der christliche Priester zum Modell des ethischen Subjekts geworden. Wir sehen dies vor allem in der kantischen Ethik.
Agamben stellt die christliche und moderne Ontologie der Pflicht der klassischen Ontologie des Seins gegenüber und behauptet, dass sich die westliche Philosophie in der Spannung zwischen beiden entfaltet hat. Dieser neueste Teil der in Homo Sacer begonnenen Studie über die politischen Strukturen des Abendlandes ist ein Beitrag zum Studium der Liturgie, eine Erweiterung von Nietzsches Genealogie der Moral und eine Überarbeitung von Heideggers Geschichte des Seins.