Bewertung:

Sloterdijk geht in seinem Buch der Frage nach, wie westliche Religionen im Laufe der Geschichte göttliche Mächte konzeptualisiert haben und mit ihnen umgehen. Es untersucht die Techniken, die die wahrgenommene Präsenz des Göttlichen ermöglichen, und wie sich diese Vorstellungen im Laufe der Zeit verändert haben, insbesondere im Kontext der Moderne und der Abkehr von dogmatischer Orthodoxie. Das Werk plädiert für eine Neugestaltung der Rolle der Religion in der heutigen Gesellschaft und betont ihre Fähigkeit, dem Einzelnen bei der Bewältigung von Existenz und Sterblichkeit zu helfen.
Vorteile:Das Buch wird als außerordentlich interessant und gelehrt beschrieben und bietet eine umfassende Analyse religiöser Konstrukte im Laufe der Geschichte. Es bietet tiefe philosophische Einblicke in das Engagement göttlicher Mächte und die Entwicklung der religiösen Wahrnehmung. Es fordert die Leser auf, über die Auswirkungen der Moderne auf den Glauben und die mit der Spiritualität verbundenen privaten Empfindungen nachzudenken.
Nachteile:Die Komplexität und Tiefe der Analysen könnte für einige Leser eine Herausforderung darstellen und den Zugang erschweren. Die Ideen erfordern möglicherweise ein Vorverständnis philosophischer und theologischer Konzepte, was den Leserkreis einschränken könnte.
(basierend auf 1 Leserbewertungen)
Making the Heavens Speak: Religion as Poetry
Die Idee einer Verbindung zwischen Poesie und Religion ist so alt wie die Zivilisation. Homer befragte die olympischen Götter über das Schicksal der Kämpfer in der Ebene vor Troja, und der Dichter ließ die himmlischen Götter sprechen. Durch die Poesie wurden die Götter in die Reichweite der Menschen gebracht. In den Jahrhunderten nach Homer wurde die athenische Bühne zum Schauplatz, an dem die Götter poetisch intervenierten, indem sie menschliche Sackgassen lösten und zur emotionalen Synchronisierung des öffentlichen Lebens der Stadt beitrugen.
Sloterdijk argumentiert, dass alle Religionen, wie auch die Kultur der alten Griechen, eine Art „Theopoesie“ in den Kern ihres kulturellen Lebens und Denkens einschreiben, auch wenn sie diese poetischen Ursprünge durch die Pflege und Durchsetzung orthodoxer Normen mühsam verbergen. Sloterdijk zeigt auch, wie sich die Religionen unter den Bedingungen des religiösen Pluralismus poetisch umgestalten, um den Anforderungen des religiösen Marktes gerecht zu werden.
Diese höchst originelle Studie über die poetischen Mittel, die den Berichten über das Jenseitige zugrunde liegen, bietet eine neue Interpretation der religiösen Praxis und ihrer theologischen Ausarbeitung im Laufe der Geschichte sowie eine neue Perspektive auf unser heutiges Zeitalter, in dem das kollektive Leben, das mit phantasievollen Erfindungen verwoben ist, unter kritischem Druck ausfranst.