Bewertung:

Sloterdijks Buch untersucht die Entwicklung der religiösen Auseinandersetzung mit dem Göttlichen in den westlichen Kulturen im Laufe von dreitausend Jahren. Er untersucht die Techniken und Bedingungen, die die Wahrnehmung des Göttlichen ermöglichen, sowie die Verschiebungen im religiösen Denken, insbesondere den Übergang von der praktischen Befolgung zu theoretischen Aussagen. Der Autor untersucht die Dynamik religiöser Autorität, die Auswirkungen der protestantischen Reformation und die fortlaufende Anpassung von Religion in modernen sozialen Kontexten.
Vorteile:Das Buch wird als äußerst interessant und gelehrt beschrieben und bietet eine tiefgehende Analyse eines breiten Spektrums an historischen und religiösen Quellen. Es bietet wertvolle Einblicke in die Überschneidung von Theologie, Philosophie und die Entwicklung persönlicher religiöser Erfahrung. Sloterdijks Untersuchung darüber, wie Religionen die Gegenwart des Göttlichen vermitteln, regt zum Nachdenken an und ist für die heutigen Diskussionen über Glauben und Autorität relevant.
Nachteile:Die Komplexität der behandelten Themen könnte für einige Leser eine Herausforderung darstellen, und der dichte akademische Stil könnte den Zugang zu einem breiteren Publikum erschweren. Darüber hinaus könnte die Erkundung so umfangreicher historischer Zeiträume und die Veränderungen in den religiösen Kontexten diejenigen überfordern, die mit der Materie nicht vertraut sind.
(basierend auf 1 Leserbewertungen)
Making the Heavens Speak: Religion as Poetry
Die Idee einer Verbindung zwischen Poesie und Religion ist so alt wie die Zivilisation. Homer befragte die olympischen Götter über das Schicksal der Kämpfer in der Ebene vor Troja, und der Dichter ließ die himmlischen Götter sprechen. Durch die Poesie wurden die Götter in die Reichweite der Menschen gebracht. In den Jahrhunderten nach Homer wurde die athenische Bühne zum Schauplatz, an dem die Götter poetisch intervenierten, indem sie menschliche Sackgassen lösten und zur emotionalen Synchronisierung des öffentlichen Lebens der Stadt beitrugen.
Sloterdijk argumentiert, dass alle Religionen, wie auch die Kultur der alten Griechen, eine Art „Theopoesie“ in den Kern ihres kulturellen Lebens und Denkens einschreiben, auch wenn sie diese poetischen Ursprünge durch die Pflege und Durchsetzung orthodoxer Normen mühsam verbergen. Sloterdijk zeigt auch, wie sich die Religionen unter den Bedingungen des religiösen Pluralismus poetisch umgestalten, um den Anforderungen des religiösen Marktes gerecht zu werden.
Diese höchst originelle Studie über die poetischen Mittel, die den Berichten über das Jenseitige zugrunde liegen, bietet eine neue Interpretation der religiösen Praxis und ihrer theologischen Ausarbeitung im Laufe der Geschichte sowie eine neue Perspektive auf unser heutiges Zeitalter, in dem das kollektive Leben, das mit phantasievollen Erfindungen verwoben ist, unter kritischem Druck ausfranst.