Bewertung:

Das Buch hat gemischte Kritiken hervorgerufen. Einige Leser halten es für eine aufschlussreiche Erforschung der menschlichen Wut, während andere die theoretischen Grundlagen und die Schlussfolgerungen des Autors kritisieren. Es stellt moderne Theorien der internationalen Beziehungen in Frage, indem es die Rolle der Wut in Geschichte und Politik hervorhebt, doch viele sind der Meinung, dass es die Komplexität und die Auswirkungen einer solchen Kraft nicht angemessen behandelt.
Vorteile:⬤ Wichtige und originelle Analyse der Wut als Motiv für menschliches Verhalten und historische Ereignisse.
⬤ Präsentiert eine einzigartige Perspektive darauf, wie Wut in Theorien über Politik und Gesellschaft oft übersehen wird.
⬤ Bietet wertvolle Einblicke in die Überschneidung von Wut mit verschiedenen politischen Ideologien und Bewegungen.
⬤ Zugänglicher Schreibstil, sowohl für fortgeschrittene Wissenschaftler als auch für allgemeine Leser geeignet.
⬤ Umstrittener theoretischer Rahmen; einige argumentieren, dass Wut nicht als „bankfähiges“ Gut behandelt werden kann.
⬤ Viele Leser halten die Schlussfolgerungen für zu simpel oder unrealistisch, insbesondere wenn sie Lösungen für komplexe Probleme im Zusammenhang mit Wut vorschlagen.
⬤ Kritik an der ablehnenden Haltung des Autors gegenüber marxistischen und linken Theorien, die manche als fehlgeleitet oder elitär empfinden.
⬤ Das Fehlen eines umfassenden Index wird als schwerwiegender Mangel in der Benutzerfreundlichkeit des Buches angesehen.
(basierend auf 9 Leserbewertungen)
Rage and Time: A Psychopolitical Investigation
Während die alten Zivilisationen starke, aktive Emotionen verehrten, haben die modernen Gesellschaften friedlichere Haltungen bevorzugt, insbesondere im demokratischen Prozess.
Wir haben den Kampf um die Nutzung des Thymos, des Teils der Seele, der nach Platon Geist, Stolz und Empörung enthält, weitgehend vergessen. Vielmehr haben Christentum und Psychoanalyse das gegenseitige Verständnis gefördert, um Konflikte zu überwinden.
Anhand einzigartiger Beispiele argumentiert Peter Sloterdijk, der herausragende Posthumanist, genau das Gegenteil und zeigt, wie die Geschichte der westlichen Zivilisation als eine Unterdrückung und Wiederkehr der Wut gelesen werden kann. Anhand einer Neuinterpretation der Ilias, des Grafen von Monte Cristo von Alexandre Dumas und der jüngsten islamischen politischen Unruhen in Paris beweist Sloterdijk den Trugschluss, dass Wut ein kontrollierbares Gefühl ist. Globaler Terrorismus und wirtschaftliche Frustrationen haben starke Emotionen sichtbar wieder aufleben lassen, und die Folgen von Gewaltausbrüchen werden die internationalen Beziehungen in den nächsten Jahrzehnten bestimmen.
Um besser auf die Wut und ihre Komplexität reagieren zu können, bricht Sloterdijk kühn mit eingefahrenen Dogmen und entwirft eine neue Theorie zur Konfliktbewältigung. Sein Ansatz anerkennt und respektiert den angemessenen Platz der Wut und kanalisiert sie in einen produktiven politischen Kampf.