Bewertung:

Die Rezensionen bieten eine kritische Perspektive auf Sloterdijks Werk und untersuchen Themen wie Modernität, Globalisierung und die gesellschaftlichen Auswirkungen des Kapitalismus. Der Autor setzt sich mit philosophischen Vorstellungen von Zeit und Wirklichkeit auseinander und kritisiert das Scheitern der Moderne, insbesondere im Kontext aktueller gesellschaftspolitischer Themen. Insgesamt wird Sloterdijks Erkundung als anregend empfunden, aber letztlich fehlt es an umsetzbaren Lösungen.
Vorteile:Das Buch wird als provokante Lektüre gelobt, die wichtige zeitgenössische Themen aufgreift. Es setzt sich intensiv mit philosophischen Konzepten von Zeit und Realität auseinander und regt den Leser dazu an, den aktuellen Zustand der Menschheit und des Kapitalismus zu hinterfragen. Sloterdijks Kritik an der Moderne und die Erforschung von Konzepten wie der „zweiten Passivität“ werden als wertvolle Beiträge zum philosophischen Diskurs bezeichnet.
Nachteile:Kritiker bemängeln, dass Sloterdijk es versäumt, konkrete Ideen oder Lösungen für die von ihm aufgezeigten Probleme zu liefern. Seine Fokussierung auf retrospektive Kritiken könne eher zu einem Gefühl der Stagnation als des Fortschritts führen. Einige Rezensenten sind der Meinung, dass seine Arbeit durch die aktuellen gesellschaftlichen Realitäten beeinträchtigt wird, so dass er keinen klaren Weg in die Zukunft findet, und dass es ihm im Vergleich zu historischen philosophischen Beiträgen an neuen Einsichten mangelt.
(basierend auf 1 Leserbewertungen)
Infinite Mobilization
Der Kern dessen, was wir als „Projekt der Moderne“ bezeichnen, ist die Vorstellung, dass der Mensch die Macht hat, die Welt unter seine Kontrolle zu bringen, und daher basiert es auf einer „kinetischen Utopie“ - die Bewegung der Welt als Ganzes spiegelt die Umsetzung unserer Pläne für sie wider.
Doch sobald die kinetische Utopie der Moderne entlarvt wird, bekommt ihr scheinbar stabiles Fundament Risse und neue Probleme tauchen auf: Die Dinge laufen nicht nach Plan, denn während wir unsere Pläne verwirklichen, setzen wir als unbeabsichtigte Nebeneffekte andere Dinge in Gang, die wir nicht wollten. Mit wachsendem Unbehagen beobachten wir, wie die sich selbst verstärkenden Nebenwirkungen des modernen Fortschritts unsere Pläne überschatten, wie eine fremde Bewegung aus dem Kern des modernen, angeblich von der Vernunft geleiteten Projekts ausbricht und uns entgleitet und außer Kontrolle gerät. Was wie ein stetiger Marsch in Richtung Freiheit aussah, entpuppt sich als ein Abgleiten in ein unkontrollierbares und katastrophales Syndrom der permanenten Mobilisierung. Und gerade weil so vieles durch unser Handeln zustande kommt, haben diese Entwicklungen explosive Folgen für unser Selbstverständnis, denn wir beginnen zu erkennen, dass wir die Welt nicht unter unsere Kontrolle bringen, sondern stattdessen die Agenten unserer eigenen Zerstörung sind.
In diesem brillanten und aufschlussreichen Buch legt Sloterdijk die Elemente einer neuen kritischen Theorie der Moderne dar, die als Kritik der politischen Kinetik verstanden wird. Er verlagert den Schwerpunkt der kritischen Theorie von der Produktion zur Mobilisierung und wirft ein neues Licht auf eine Welt, die sich der wachsenden Gefahr einer vom Menschen verursachten Katastrophe gegenübersieht.