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The Importance of Being Poirot
Jeremy Black, der renommierte britische Historiker, der als äußerst gründlich und menschlich feinfühlig beschrieben wurde, bietet eine Führung durch den Geist von Agatha Christie und das Leben während der großen Weltkriege. Seine unvergleichliche Darstellung des literarischen Handwerks, das sich parallel zu den weltweiten militärischen Einsätzen entwickelte, überschattet fast die natürliche Anziehungskraft des Kriminalromans, der Gegenstand seines Buches ist. In der Tat ist die "Geilheit und Sensationslust" des Verbrechens nicht so aufregend wie Blacks Geschick, die Realität aus der Fiktion (und aus peripheren Quellen) herauszuarbeiten und Christie eine viel lautere Stimme zu geben, als sie sich je hätte träumen lassen. Wenn Christie auch Moralist und Spiegel ihrer Zeit ist, so spielt Black hier seine Rolle als Detektiv und legt Schichten von bisher unentdeckten Wahrheiten in ihren Geschichten frei.
Hercule Poirot als Figur ist meisterhaft erdacht, aber Black zeigt uns, wie untrennbar er mit Christies turbulenter und sich verändernder Welt verbunden ist. Er beleuchtet auch wichtige soziale Kommentare in Christies Fiktion, und dabei nutzt Black oft seine Autorität, um Christies Werk vor voreilig, manchmal dumm, angewendeten Etiketten und Interpretationen zu rechtfertigen. Besonders großartig ist er in den Kapiteln "Xenophobie" und "Die sechziger Jahre". Black zollt Christies Kritikern dennoch die gebührende Anerkennung, wenn sie etwas Relevantes und Vernünftiges zu sagen haben, und so findet der Leser einen weiteren Dienst in Blacks umfassendem Rückblick auf die Kritiker im Laufe von Christies schriftstellerischer Karriere.
Trotz alledem erweist sich Black als würdiger Geschichtsschreiber, weil er die Bedeutung von Geschichten, die die Vergangenheit beantworten und die Gegenwart leiten sollen, treffend "aufspüren" kann. Seine Gelehrsamkeit geht viel tiefer als seine Fähigkeit, sich in den verfügbaren Quellen zu diesem Thema zurechtzufinden, und der Leser bekommt schon früh einen Eindruck davon, wenn er in der Einleitung seine eigene Rechtfertigung für das Schreiben über die Bedeutung eines Hercule Poirot vorbringt. Black schreibt: "Der Begriff des Verbrechens hatte von Anfang an eine moralische Komponente, und zwar vor allem im Hinblick auf den Kampf zwischen Gut und Böse und auf die Aufdeckung des Bösen. In der Tat ist diese Aufdeckung die Grundlage des stärksten Handlungsstrangs der Detektivgeschichte, denn das Böse verschleiert seine Absichten. Es muss dies in einer Welt und einer Menschheit tun, die von Gott grundsätzlich gutartig und moralisch gemacht wurde." Das Goldene Zeitalter der Detektivromane ist weit mehr als der Triumph einer literarischen Gattung. Es ist auch eine Geschichte darüber, wie die Herausforderung, das Problem des Bösen anzugehen, angenommen wurde. Jahrhunderts in der Moderne macht Blacks Bericht zu einem spannenden Meisterwerk, das Historiker zum Lesen von Belletristik und Krimifans zum Lesen von Geschichte verführt.