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Nymphs
Im Jahr 1900 konstruierten die Kunsthistoriker Andr Jolles und Aby Warburg einen experimentellen Dialog, in dem Jolles meinte, er habe sich in die Figur einer jungen Frau auf einem Gemälde verliebt: "Eine phantastische Figur - soll ich sie ein Dienstmädchen nennen oder eher eine klassische Nymphe? .. was ist der Sinn des Ganzen? .. Wer ist die Nymphe? Woher kommt sie? " Warburgs Antwort: "Im Grunde ist sie ein Elementargeist, eine heidnische Göttin im Exil", dient als Prüfstein für diese weitreichende und theoretische Erkundung der weiblichen Darstellung in der Ikonographie.
In Nymphen, der neuesten Übersetzung des Werks des italienischen Philosophen Giorgio Agamben, stellt die Autorin fest, dass die akademische Forschung bei der "heidnischen Göttin" verweilt, während das Konzept des "Elementargeists", das von der Wissenschaft ignoriert wird, für die Geschichte der Ikonografie von entscheidender Bedeutung ist. Auf der Spur dieser Idee untersucht Agamben so unterschiedliche Themen wie die ästhetischen Theorien des Choreographen Domineco da Piacenza, Friedrich Theodor Vischers Essay über das "Symbol", Walter Benjamins Konzept des dialektischen Bildes und die bizarren Entdeckungen des Fotografen Nathan Lerner im Jahr 1972. Aus diesen Untersuchungen ergibt sich eine verblüffend originelle Erkundung der Ideen von Zeit und Bild.
Agamben ist der seltene Schriftsteller, dessen Ideen und Werke in vielen Bereichen Anklang finden. Nymphen wird nicht nur die treuen Fans des Autors in Philosophie, Rechtstheorie, Soziologie und Literaturkritik ansprechen, sondern auch sein wachsendes Publikum unter Kunsttheoretikern und Historikern.