Bewertung:

In den Rezensionen zu Freuds „Totem und Tabu“ wird dessen Bedeutung für die Psychoanalyse und die Anthropologie hervorgehoben, insbesondere im Hinblick auf die Ursprünge des Inzestverbots und seine kulturellen Auswirkungen. Während viele Freuds Sprache und Ideen fesselnd und aufschlussreich finden, gibt es Kritik an seinen ethnozentrischen Perspektiven und der mangelnden Tiefe der psychologischen Erklärungen seiner Theorien.
Vorteile:Die Leser schätzen Freuds fesselnden Schreibstil und die zum Nachdenken anregenden Einblicke in Kultur, Psychologie und die Ursprünge sozialer Bräuche. In vielen Rezensionen wird das Buch als zugängliches und wertvolles Hilfsmittel für Psychologiestudenten und alle, die sich für Freuds Theorien interessieren, hervorgehoben. Besonders gelobt werden die Relevanz des Buches für das Verständnis menschlichen Verhaltens, die Klarheit der Konzepte und seine grundlegende Rolle in der psychoanalytischen Literatur.
Nachteile:Kritiker bemängeln, dass Freuds Ansatz übermäßig ethnozentrisch und patriarchalisch sein kann, da er westliche philosophische Rahmenwerke auf verschiedene indigene Kulturen anwendet. Darüber hinaus stellen einige Rezensenten fest, dass das Buch viele Fragen offen lässt und in bestimmten Bereichen nicht genügend psychologische Tiefe aufweist. Es werden auch Probleme im Zusammenhang mit bestimmten Ausgaben des Buches erwähnt, wie z. B. typografische Fehler und veraltete Übersetzungen, die das Leseerlebnis beeinträchtigen.
(basierend auf 26 Leserbewertungen)
Totem and Taboo: Resemblances Between the Psychic Lives of Savages and Neurotics
Mit diesem brillanten Versuch (geschrieben 1912-1913), die Analyse der individuellen Psyche auf die Gesellschaft und die Kultur auszudehnen, legte Freud die Grundlagen für einen Großteil seines späteren Denkens und leistete einen wichtigen Beitrag zur Psychologie der Religion.
Primitive Gesellschaften und das Individuum, so stellte er fest, beleuchten sich gegenseitig, und die Psychologie der primitiven Rassen weist deutliche Ähnlichkeiten mit der Psychologie der Neurotiker auf. Ausgehend von den Erkenntnissen der Anthropologen kam Freud zu dem Schluss, dass der Totemismus und die damit einhergehende Einschränkung der Exogamie auf die Furcht des Wilden vor Inzest zurückzuführen sind und dass die Tabubräuche den Symptomen der Zwangsneurose sehr ähnlich sind.
Die Tötung des „Urvaters“ und die daraus resultierenden Schuldgefühle werden als bestimmende Ereignisse sowohl in der stammesgeschichtlichen Vorgeschichte der Menschheit als auch in den unterdrückten Wünschen des einzelnen Menschen gesehen. Sowohl der Totemismus als auch das Tabu haben also ihre Wurzeln im Ödipuskomplex, der allen Neurosen zugrunde liegt und, wie Freud behauptet, auch der Ursprung von Religion, Ethik, Gesellschaft und Kunst ist.