Bewertung:

In den Rezensionen werden gegensätzliche Ansichten über das Buch dargelegt, wobei die vermeintlich zu starke Vereinfachung komplexer intellektueller Traditionen und die wertvollen Einblicke in das marxistische Denken der Nachkriegszeit hervorgehoben werden.
Vorteile:Das Buch liefert eine klassische Analyse des marxistischen und postmarxistischen Denkens der Nachkriegszeit und bietet wertvolle Kritiken, insbesondere in Bezug auf den französischen Poststrukturalismus.
Nachteile:Der Text wird kritisiert, weil er zu vereinfachend und dogmatisch ist und unscharfe und unbegründete Urteile über wichtige Vertreter der kritischen Theorie bietet, was die Komplexität ihrer Ideen untergräbt.
(basierend auf 2 Leserbewertungen)
In the Tracks of Historical Materialism
Was waren die wichtigsten Veränderungen in der intellektuellen Landschaft der Linken seit Mitte der siebziger Jahre? Haben sie insgesamt eine Emanzipation oder einen Rückzug der sozialistischen Kultur insgesamt dargestellt? Auf den Spuren des historischen Materialismus untersucht einige der Paradoxien in der Entwicklung des marxistischen Denkens in diesem Zeitraum. Zunächst wird das bemerkenswerte und vielfältige Wachstum des historischen Materialismus in der angloamerikanischen Welt betrachtet, das sich über ein breites Feld von der Geschichte bis zur Wirtschaft, von der Politik bis zur Literatur, von der Soziologie bis zur Philosophie erstreckte.
Im Gegensatz dazu kam es in denselben Jahren zu einem drastischen Rückgang der marxistischen Einflüsse in den lateinischen Kulturen, in denen er traditionell stark war - in Frankreich oder Italien. Seine wichtigsten theoretischen Herausforderer waren dort die aufeinanderfolgenden Formen des Strukturalismus und des Poststrukturalismus. Ihre gemeinsamen Koordinaten - die äußeren Grenzen der Arbeiten von Levi-Strauss oder Lacan, Foucault oder Derrida - werden im Lichte der inhärenten Grenzen des Sprachmodells, von dem sie sich ableiten, untersucht und kritisiert.
In Deutschland hingegen wurde die theoretische Szene weitgehend von den sich häufenden Arbeiten von Habermas dominiert, die ihre Wurzeln in der Frankfurter Schule haben. Die Philosophie von Habermas weist jedoch auch unerwartete Affinitäten zu den vorherrschenden Pariser Bestrebungen auf, und zwar in ihrer vereinheitlichenden Betonung der Kommunikation, während sie sich gleichzeitig in der Beständigkeit ihrer politischen Verpflichtungen von ihnen unterscheidet.
Anschließend wird der historische Hintergrund der internationalen Klassenkämpfe untersucht, vor dem sich diese unterschiedlichen Schicksale des Marxismus im Westen abspielten, wobei besonderes Augenmerk auf die Verflechtung zwischen den Schicksalen des Maoismus und des Eurokommunismus gelegt wird. Wie sieht schließlich das Verhältnis zwischen dem Marxismus als Theorie und dem Sozialismus als Ziel aus? In einer Schlussfolgerung werden die umfassenderen Fragen erörtert, die sich für die Arbeiterbewegung durch das Aufkommen der Friedens- und der Frauenbewegung stellen, und es werden eine Reihe von Prioritäten für die Weiterentwicklung des marxistischen Denkens in den achtziger Jahren vorgeschlagen.