Bewertung:

Die Rezensionen von Judith Butlers *Das psychische Leben der Macht* sind eine Mischung aus hohem Lob und starker Kritik. Während einige Rezensenten das Buch für seine phantasievollen Argumente und seinen Tiefgang bei der Erforschung von Subjektivität und Machtverhältnissen durch verschiedene theoretische Linsen loben, finden andere den Text übermäßig komplex und realitätsfern. Das Buch wird sowohl als bedeutender Beitrag zur radikalen Politik als auch als langweilige, pedantische Lektüre angesehen.
Vorteile:⬤ Spannende und phantasievolle Argumente über Subjektivität und Machtdynamik.
⬤ Eine gut begründete Erforschung komplexer Theorien, die sich auf einflussreiche Philosophen stützt.
⬤ Ein wichtiger Beitrag zu Diskussionen über leidenschaftliche Bindungen und radikale Politik.
⬤ Eloquenter rhetorischer Stil und tiefgründige Analyse, die einige Leser als erhellend empfanden.
⬤ Dichte und schwierige Prosa, die manche als unnötig kompliziert empfanden.
⬤ Es wird ein Mangel an praktischer Anwendung auf gesellschaftspolitische Fragen empfunden.
⬤ Sich wiederholende Diskussionen über Macht und Unterwerfung.
⬤ Einige Kritiker argumentieren, die vorgestellten Ideen seien veraltet oder stützten sich zu sehr auf diskreditierte psychoanalytische Theorien.
(basierend auf 8 Leserbewertungen)
The Psychic Life of Power: Theories in Subjection
Als eine Form der Macht ist Unterwerfung paradox. Von einer fremden Macht beherrscht zu werden, ist eine bekannte und quälende Form der Macht. Die Feststellung jedoch, dass das, was "man" ist, die eigene Bildung als Subjekt, von eben dieser Macht abhängt, ist etwas ganz anderes. Wenn wir, Foucault folgend, die Macht so verstehen, dass sie auch das Subjekt formt, dann stellt sie die eigentliche Bedingung seiner Existenz und die Flugbahn seines Begehrens dar. Macht ist nicht nur das, wovon wir in unserer Existenz abhängen, sondern auch das, was die Reflexivität formt. Unter Rückgriff auf Hegel, Nietzsche, Freud, Foucault und Althusser bietet dieses herausfordernde und klare Werk eine Theorie der Subjektbildung, die die psychischen Auswirkungen der sozialen Macht als ambivalent beleuchtet.
Wenn wir Hegel und Nietzsche ernst nehmen, dann wird das "Innenleben" des Bewusstseins und sogar des Gewissens nicht nur von der Macht fabriziert, sondern wird zu einem der Wege, auf denen die Macht in der Subjektivität verankert ist. Der Autor betrachtet die Art und Weise, in der das psychische Leben durch die soziale Operation der Macht erzeugt wird, und wie diese soziale Operation der Macht durch die Psyche, die sie hervorbringt, verborgen und gestärkt wird. Macht wird nicht mehr als von einem bestehenden Subjekt "verinnerlicht" verstanden, sondern das Subjekt wird als ambivalenter Effekt der Macht hervorgebracht, der durch die Operation des Gewissens inszeniert wird.
Die Behauptung, dass die Macht die Psyche fabriziert, bedeutet auch, dass die Psyche eine fiktive und fabrizierte Qualität hat. Die Figur einer Psyche, die sich "gegen sich selbst wendet", ist für diese Studie von entscheidender Bedeutung und bietet eine Alternative zur Beschreibung von Macht als "internalisiert". Obwohl die meisten Foucault-Leser die psychoanalytische Theorie meiden und die meisten Denker der Psyche Foucault meiden, versucht der Autor, diese ambivalente Beziehung zwischen dem Sozialen und dem Psychischen als eine der dynamischsten und schwierigsten Auswirkungen der Macht zu theoretisieren.
Dieses Werk verbindet Sozialtheorie, Philosophie und Psychoanalyse auf neuartige Weise und bietet eine umfassendere Analyse der Theorie der Subjektbildung, die in anderen Werken des Autors wie Bodies That Matter: On the Discursive Limits of "Sex" und Gender Trouble: Feminismus und die Subversion der Identität.