Bewertung:

Judith Butlers Buch „Parting Ways“ bietet eine kritische Perspektive auf den Zionismus und plädiert für eine ethischere Koexistenz zwischen Juden und Palästinensern. Der Text gilt als dicht und akademisch, was es einigen Lesern schwer macht, sich voll auf den Inhalt einzulassen, obwohl das Buch wichtige Themen und Ideen enthält.
Vorteile:Das Buch wirft wichtige ethische Fragen zum Zionismus auf und entwirft eine Vision für die Koexistenz, wobei es sich mit prominenten philosophischen Persönlichkeiten auseinandersetzt. Es wird als mutiges Unterfangen gelobt, das eine radikale Perspektive bietet, die die vorherrschenden Erzählungen in Frage stellt und zum tieferen Nachdenken über den israelisch-palästinensischen Konflikt anregt.
Nachteile:Viele Leser empfinden die Prosa als unnötig komplex und schwer zu durchschauen, was zu Frustration und Verwirrung führt. Die akademische Sprache und das Fehlen klarer Definitionen für Schlüsselbegriffe wie Jüdischsein und Zionismus machen das Buch für ein breiteres Publikum unzugänglich. In einigen Rezensionen wird das Buch als „Wortsalat“ oder „undurchsichtig“ bezeichnet, was darauf hindeutet, dass es seine Ideen nicht klar vermitteln kann.
(basierend auf 14 Leserbewertungen)
Parting Ways: Jewishness and the Critique of Zionism
Judith Butler folgt Edward Saids spätem Vorschlag, dass durch eine Betrachtung der palästinensischen Enteignung im Verhältnis zu jüdischen Diaspora-Traditionen ein neues Ethos für eine Ein-Staat-Lösung geschmiedet werden kann. Butler greift auf jüdische philosophische Positionen zurück, um eine Kritik des politischen Zionismus und seiner Praktiken der illegitimen staatlichen Gewalt, des Nationalismus und des staatlich geförderten Rassismus zu formulieren. Gleichzeitig geht sie über kommunitaristische Konzepte hinaus, auch über jüdische, die nicht zu einem radikal demokratischen Konzept des politischen Zusammenlebens gelangen. Butler bezieht sich auf Denker wie Edward Said, Emmanuel Levinas, Hannah Arendt, Primo Levi, Martin Buber, Walter Benjamin und Mahmoud Darwish, um eine neue politische Ethik zu formulieren. Ihrer Ansicht nach ist es ebenso wichtig, den Anspruch Israels zu bestreiten, das jüdische Volk zu repräsentieren, wie aufzuzeigen, dass ein rein jüdischer Rahmen als Grundlage für eine endgültige Kritik des Zionismus nicht ausreicht. Sie vertritt eine ethische Position, in der sich die Verpflichtungen des Zusammenlebens nicht aus kultureller Gleichheit ergeben, sondern aus dem unausgesprochenen Charakter sozialer Pluralität. Indem sie die Argumente jüdischer Denker wieder aufgreift, die Kritik am Zionismus geübt haben oder deren Werke für einen solchen Zweck verwendet werden könnten, bestreitet Butler den spezifischen Vorwurf des antisemitischen Selbsthasses, der jüdischen Kritiken an Israel oft entgegengehalten wird.
Ihre politische Ethik stützt sich auf eine Vision des Zusammenlebens, die den Binationalismus neu denkt und die Grenzen eines kommunitären Rahmens zur Überwindung des kolonialen Erbes des Zionismus aufzeigt. Ihre eigene Auseinandersetzung mit Edward Said und Mahmoud Darwish bildet einen wichtigen Ausgangspunkt und Abschluss für ihre Auseinandersetzung mit einigen wichtigen Denkformen, die zum Teil aus jüdischen Quellen stammen, aber immer in Bezug auf Nicht-Juden.
Butler befasst sich mit den Rechten der Enteigneten, der Notwendigkeit eines pluralistischen Zusammenlebens und den Gefahren willkürlicher staatlicher Gewalt und zeigt, wie diese auf eine Kritik des Zionismus ausgeweitet werden können, auch wenn dies nicht ihr ausdrückliches Ziel ist. Sie greift Edward Saids späte Vorschläge für eine Ein-Staaten-Lösung im Rahmen des Ethos des Binationalismus auf und bestätigt sie. Butlers verblüffender Vorschlag: Jüdische Ethik verlangt nicht nur eine Kritik des Zionismus, sondern muss dessen exklusives Jüdischsein überwinden, um die ethischen und politischen Ideale des Zusammenlebens in einer radikalen Demokratie zu verwirklichen.