
The Phenomenology of Moral Normativity
(Warum sollte ich moralisch sein?) Philosophen beschäftigen sich seit langem mit der Legitimität des Anspruchs der Moral an uns - insbesondere mit ihrem angeblichen Ziel, bestimmte Handlungen aller Personen bedingungslos zu motivieren. Dieses Problem der moralischen Normativität ist in der analytischen Moraltheorie ausführlich behandelt worden, aber dem potenziellen Beitrag, den die Phänomenologie zu dieser zentralen Debatte in der Metaethik leisten könnte, wurde bisher wenig Aufmerksamkeit geschenkt.
In The Phenomenology of Moral Normativity nimmt William H. Smith die Frage nach der Legitimität der Moral neu auf und bringt zeitgenössische Moralphilosophen mit der phänomenologischen Philosophie von Husserl, Heidegger und Levinas ins Gespräch. Unter Verwendung einer zweiteiligen Darstellung der moralischen Normativität behauptet Smith, dass der Grund der Moral selbst zweitpersönlich ist - verwurzelt in der ethischen Forderung, die anderen Personen innewohnt -, während der Grund für bestimmte moralische Verpflichtungen erstpersönlich ist - verwurzelt im Bekenntnis des Subjekts oder der Befürwortung bestimmter moralischer Normen innerhalb einer konkreten historischen Situation.
Die phänomenologische Analyse, so argumentiert Smith, ermöglicht es uns also, einer Idee einen Sinn zu geben, die seit langem eine intuitive Anziehungskraft hat, die aber von der modernen Moralphilosophie nicht zufriedenstellend wiedergegeben werden konnte: nämlich, dass die normative Quelle gültiger moralischer Ansprüche einfach andere Personen sind und das, was wir ihnen schulden.