Bewertung:

Das Buch bietet herausfordernde und tiefgreifende Diskussionen über ökologisches Bewusstsein und das Anthropozän und erforscht kritische Themen im Zusammenhang mit dem Klimawandel aus soziologischer, wirtschaftlicher und philosophischer Sicht. Während einige Leser die Tiefe und die Einsichten zu schätzen wissen, empfinden viele den Schreibstil als dicht und schwierig, was Gelegenheitsleser abschrecken könnte.
Vorteile:⬤ Bietet wertvolle Einblicke in ökologische Fragen und das Anthropozän.
⬤ Setzt sich intensiv mit komplexen Ideen auseinander und fordert das Mainstream-Denken heraus.
⬤ Bietet eine neue Interpretation von Lovelocks Gaia-Konzept.
⬤ Inspirierend und zum Nachdenken anregend für diejenigen, die bereit sind, sich auf die akademische Strenge einzulassen.
⬤ Dicht und oft schwer zu lesen, was es für Gelegenheitsleser unzugänglich macht.
⬤ Der Schreibstil wird als wortreich und ermüdend kritisiert.
⬤ Einige Ideen sind vielleicht nicht ganz originell und können sich wiederholen.
⬤ Der akademische Ansatz kann Leser überfordern, die mit tiefgründigen philosophischen Diskussionen nicht vertraut sind.
(basierend auf 28 Leserbewertungen)
Facing Gaia: Eight Lectures on the New Climatic Regime
Das Aufkommen der modernen Wissenschaften im siebzehnten Jahrhundert hat unser Verständnis der Natur grundlegend erneuert. In den letzten drei Jahrhunderten haben Theologie, Politik, Wirtschaft und Wissenschaft, insbesondere die Wissenschaften von der materiellen Welt, ständig neue Vorstellungen von der Natur entwickelt.
Die Situation ist heute noch instabiler, da wir in eine ökologische Mutation von noch nie dagewesenem Ausmaß eingetreten sind. Manche nennen es das Anthropozän, aber es lässt sich am besten als neues Klimaregime beschreiben. Und ein neues Regime ist es auf jeden Fall, denn die vielen unerwarteten Verbindungen zwischen menschlicher Aktivität und der natürlichen Welt zwingen jeden von uns, die früheren Vorstellungen von der Natur neu zu öffnen und neu zu verteilen, was darin verpackt war.
Es stellt sich also die Frage: Was wird an die Stelle der alten Sichtweisen auf die Natur treten?
In diesem Buch wird ein möglicher Kandidat untersucht, den James Lovelock vorschlug, als er den Namen "Gaia" für das fragile, komplexe System wählte, durch das die lebenden Phänomene die Erde verändern. Die Tatsache, dass er sofort missverstanden wurde, beweist nur, dass seine Leser versucht haben, diesen neuen Begriff in einen älteren Rahmen einzupassen, indem sie Gaia in einen einzigen Organismus, eine Art Riesenthermostat, eine Art New-Age-Göttin oder sogar göttliche Vorsehung verwandelten.
In dieser Vortragsreihe über "natürliche Religion" argumentiert Bruno Latour, dass die komplexe und mehrdeutige Figur der Gaia im Gegenteil einen idealen Weg bietet, die ethischen, politischen, theologischen und wissenschaftlichen Aspekte des inzwischen überholten Naturbegriffs zu entflechten. Er legt den Grundstein für eine künftige Zusammenarbeit zwischen Wissenschaftlern, Theologen, Aktivisten und Künstlern, die sich - ebenso wie wir - auf das neue Klimaregime einzustellen beginnen.