Bewertung:

Martha Nussbaums „Grenzen der Gerechtigkeit“ baut auf der Gesellschaftsvertragstheorie von John Rawls auf und befasst sich mit Fragen der sozialen Gerechtigkeit für drei Gruppen: Menschen mit Behinderungen, Entwicklungsländer und nichtmenschliche Tiere. Nussbaums Ansatz der Fähigkeiten bietet einen Rahmen für das Verständnis dessen, was es bedeutet, ein menschenwürdiges Leben zu führen. Das Buch wurde für seine faszinierende Auffassung von Gerechtigkeit und seine engagierte Kritik an Rawls gelobt, obwohl sich einige Kritiken auf die Anwendbarkeit und Praktikabilität ihrer Argumente konzentrieren.
Vorteile:⬤ Bietet eine fesselnde und zum Nachdenken anregende Kritik an John Rawls' Gesellschaftsvertragstheorie.
⬤ Wichtige und oft übersehene Themen wie die Rechte von Menschen mit Behinderungen, Gerechtigkeit für Entwicklungsländer und die Behandlung von nichtmenschlichen Tieren werden angesprochen.
⬤ Nussbaums Schreibstil ist klar, ansprechend und aufschlussreich und macht komplexe Ideen zugänglich.
⬤ Nussbaum stellt eine strukturierte Liste von zehn Fähigkeiten vor, die für eine gerechte Gesellschaft unerlässlich sind, wobei sie die Menschenwürde betont.
⬤ Einige Leser sind der Meinung, dass Nussbaums Argumente zu Nationalität und Artenzugehörigkeit weniger überzeugend sind.
⬤ Kritiker weisen darauf hin, dass ihre Szenarien künstlich und übermäßig idealistisch wirken können, insbesondere in Bezug auf die Behandlung nichtmenschlicher Tiere.
⬤ Einige Einsichten sind zwar ansprechend, überzeugen aber nicht alle Leser und lassen Fragen zur praktischen Anwendung offen.
(basierend auf 7 Leserbewertungen)
Frontiers of Justice: Disability, Nationality, Species Membership
Theorien der sozialen Gerechtigkeit sind notwendigerweise abstrakt und reichen über das Besondere und Unmittelbare hinaus ins Allgemeine und Zeitlose.
Dennoch müssen solche Theorien, die sich mit der Welt und ihren Problemen befassen, auf die realen und sich wandelnden Dilemmata des Tages reagieren. Frontiers of Justice ist ein brillantes Werk der praktischen Philosophie, das sich dieser These widmet.
Martha Nussbaum greift drei dringende Probleme der sozialen Gerechtigkeit auf, die von den gegenwärtigen Theorien vernachlässigt werden und daher in der Praxis und im Alltag schwerer zu bewältigen sind, und sucht nach einer Theorie der sozialen Gerechtigkeit, die uns zu einem reichhaltigeren, reaktionsfähigeren Ansatz für die soziale Zusammenarbeit führen kann. Die Idee des Gesellschaftsvertrags - insbesondere in der Form, wie sie von John Rawls entwickelt wurde - ist einer der stärksten Ansätze für soziale Gerechtigkeit in der westlichen Tradition. Doch wie Nussbaum zeigt, kann selbst Rawls' Theorie, die einen Vertrag zum gegenseitigen Vorteil unter annähernd Gleichen vorschlägt, Fragen der sozialen Gerechtigkeit, die sich bei ungleichen Parteien stellen, nicht beantworten.
Wie können wir beispielsweise die gleichen Bürgerrechte - Bildung, Gesundheitsversorgung, politische Rechte und Freiheiten - auf Menschen mit körperlichen und geistigen Behinderungen ausweiten? Wie können wir Gerechtigkeit und würdige Lebensbedingungen auf alle Bürger der Welt ausweiten? Und wie können wir schließlich die Behandlung von nichtmenschlichen Tieren in unsere Vorstellungen von sozialer Gerechtigkeit einbeziehen? Nussbaum untersucht die Grenzen des Gesellschaftsvertrags in diesen drei Bereichen und entwirft eine alternative Theorie, die auf der Idee der Fähigkeiten basiert. Sie hilft uns, klarer über die Ziele politischer Zusammenarbeit und das Wesen politischer Prinzipien nachzudenken - und in eine Zukunft mit mehr Gerechtigkeit für alle zu blicken.