Bewertung:

Das Buch ist eine ergreifende Auseinandersetzung mit familiären Beziehungen und der persönlichen Geschichte, vor allem mit der Beziehung der Autorin zu ihrem Vater. Es zeichnet sich durch eine Mischung aus therapeutischer Reflexion und roher Ehrlichkeit aus. Während viele Leserinnen und Leser den klaren und geradlinigen Schreibstil schätzen, empfinden manche das Buch als emotional distanziert oder wenig tiefgründig.
Vorteile:⬤ Anschauliche Schilderung des Familienlebens und der persönlichen Geschichte.
⬤ Therapeutisch und nachvollziehbar für alle, die mit Trauer zu tun haben.
⬤ Klarer, geradliniger Schreibstil.
⬤ Hochwertige Ausgabe und Präsentation.
⬤ Unterhaltsame Erzählung und einprägsame Darstellung.
⬤ Manche Leser empfinden den Ton als emotional distanziert oder hart.
⬤ Es fehlt vielleicht an Tiefe und Intentionalität in der Erzählstruktur.
⬤ Gelegentliches Gefühl der Langeweile oder des Abkoppelns vom Stoff.
(basierend auf 12 Leserbewertungen)
El Lugar
Wenn man sich abseits der ausgetretenen Pfade bewegt, sind die Entfernungen zu den Menschen um einen herum manchmal unüberwindbar. Im April 1967 besteht die Autorin und Protagonistin, damals eine junge angehende Gymnasiallehrerin, die Aufnahmeprüfung an einem Lycée in Lyon, sehr zum Stolz (und Misstrauen) ihres Vaters, eines ehemaligen Arbeiters, der, vom Land kommend, nach harter Arbeit Inhaber eines kleinen Geschäfts in der Provinz geworden ist.
Für ihn bedeutete dies einen weiteren Schritt in seinem schwierigen sozialen Aufstieg, doch diese Zufriedenheit war nur von kurzer Dauer, denn er starb zwei Monate später. Vater und Tochter haben ihren jeweiligen „Platz“ in der Gesellschaft hinter sich gelassen.
Aber sie haben sich gegenseitig mit Misstrauen betrachtet, und die Distanz zwischen ihnen wurde immer schmerzhafter. Annie Ernaux erforscht hier nicht nur die Komplexe und Vorurteile, die Sitten und Verhaltensnormen eines sozialen Segments mit unscharfen Grenzen, dessen Spiegelbild das kultivierte und gebildete städtische Bürgertum ist, sondern auch die Schwierigkeit, den eigenen Platz in der Gesellschaft einzunehmen.