Bewertung:

Die Rezensionen zu Friedrich Nietzsches „Menschlich, allzu menschlich“ heben dessen Stellung als zentrales Werk in Nietzsches Philosophie hervor und betonen seinen aphoristischen Stil, seine Einsichten in die conditio humana und seinen historischen Kontext. Die Leser äußern jedoch Bedenken hinsichtlich der Angemessenheit der Übersetzung und der Vollständigkeit der vorliegenden Ausgabe.
Vorteile:** Aufschlussreicher und zum Nachdenken anregender Inhalt, der ein tiefes Verständnis für die conditio humana bietet. ** Zugängliche Zusammenstellung von Nietzsches weniger bekannten Werken, was es zu einer großartigen Einführung für neue Leser macht. ** Hollingdales Übersetzung schafft eine gute Balance zwischen Lesbarkeit und der Beibehaltung des poetischen Gefühls von Nietzsches Prosa. ** Bietet einen historischen Kontext für Nietzsches Gedanken und ist ein Vorläufer des Existentialismus und der modernen Psychologie. ** Der aphoristische Stil ist einnehmend und angenehm zu lesen.
Nachteile:** Einige Ausgaben haben eine kleine Schriftgröße, was das Lesen weniger angenehm macht. ** Es gibt Kritik an der Genauigkeit der Übersetzungen, die nach Ansicht mancher die ursprüngliche Bedeutung Nietzsches verfälschen könnten. ** Einige Ausgaben sind unvollständig und lassen einen Großteil des Originaltextes vermissen, was zu Enttäuschungen führen kann. ** Leser bemerkten, dass Nietzsche in seinen Argumenten mäandern kann, was eine sorgfältige und langsame Lektüre erfordert, um die Erkenntnisse zu erfassen. ** Manche finden seine Ansichten engstirnig oder voreingenommen, was das Leseerlebnis insgesamt beeinträchtigen kann.
(basierend auf 47 Leserbewertungen)
Human, All Too Human
Menschlich, allzu menschlich (1878) wird oft als der Beginn von Friedrich Nietzsches reifer Periode angesehen. Dieses komplexe Werk, in dem viele Themen behandelt werden, zu denen Nietzsche später zurückkehrte, stellt eine bedeutende Abkehr von seinem früheren Denken dar.
Hier bricht Nietzsche mit seiner frühen Zugehörigkeit zu Schopenhauer und Wagner und legt den allgemeinen Rahmen seiner späteren Philosophie fest. Im Gegensatz zu seiner früheren Verachtung für die Wissenschaft betrachtet Nietzsche die Wissenschaft nun als Schlüssel zur Untergrabung der traditionellen Metaphysik. Dies sieht er als entscheidenden Schritt zur Entstehung freier Geister, die die Avantgarde der Kultur bilden werden.
In seinem späteren Werk Ecce Homo fasst Nietzsche den entscheidenden Perspektivwechsel, der in Menschliches, allzu Menschliches zum Ausdruck kommt, mit folgenden Worten zusammen: "Menschlich, allzu menschlich ist ein Denkmal einer Krise.... (W)it diesem Buch habe ich mich von dem befreit, was in meinem Wesen nicht zu mir gehörte.
Der Idealismus gehört nicht zu mir... Die Realitäten fehlten mir völlig, und die 'Idealitäten' waren verdammt viel wert! Ein geradezu brennender Durst ergriff mich: von da an verfolgte ich in der Tat nichts anderes mehr als Physiologie, Medizin und Naturwissenschaft.
"Dies ist ein unverzichtbares Werk für jeden, der Nietzsches scharfe Kritik an der westlichen Kultur und den westlichen Werten verstehen will.