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The Abyss of Freedom/Ages of the World
Im letzten Jahrzehnt hat sich F. W. J. von Schelling als einer der Schlüsselphilosophen des Deutschen Idealismus herausgestellt, der zum ersten Mal Kants philosophische Revolution unterminiert und damit den Weg für eine tragfähige Kritik an Hegel eröffnet hat. Nach Ansicht des renommierten Philosophen Slavoj Zizek wurden die Hauptrichtungen des posthegelianischen Denkens, von Kierkegaard und Marx bis hin zu Heidegger und dem heutigen Dekonstruktivismus, in Schellings Analyse des Hegelschen Idealismus und in seiner Behauptung, dass die Kontingenz der Existenz nicht auf eine fiktive Selbstvermittlung reduziert werden kann, vorgezeichnet. In Der Abgrund der Freiheit versucht Zizek, Schellings Ansehen noch weiter zu steigern, indem er den zweiten Entwurf von Schellings Werk Die Zeitalter der Welt aus dem Jahr 1813 kommentiert.
Zizek argumentiert, dass Schellings tiefgründigste Gedanken in einer Reihe von drei aufeinanderfolgenden Versuchen zu finden sind, die er unternahm, um die "Weltalter" zu formulieren, die Stufen der Selbstentwicklung des Absoluten. Von den drei Versionen, so Zizek, ist die zweite die beredteste und endgültigste, die das lyrische Denken Schellings umfasst. Sie konzentriert sich auf das Problem, wie das Absolute (Gott) selbst, um wirklich zu werden, um effektiv zu existieren, den radikal kontingenten Schritt vollziehen muss, materielle, körperliche Existenz zu erlangen. Diese Fassung, die noch nie in englischer Sprache verfügbar war, macht endlich einen der Schlüsseltexte der modernen Philosophie zugänglich, einen Text, der heute in philosophischen Kreisen viel diskutiert wird.
Der Abgrund der Freiheit ist Zizeks eigene Lektüre von Schelling auf der Grundlage der Lacanschen psychoanalytischen Theorie. Er konzentriert sich auf die Vorstellung, dass Lacans Theorie - die behauptet, dass das symbolische Universum aus präsymbolischen Trieben entstanden ist - in Schellings Idee des Logos, der aus dem Strudel der ursprünglichen Triebe geboren wird, oder aus dem, was "in Gott noch nicht Gott ist", vorgezeichnet ist. Für Zizek ist diese Verbindung monumental, denn sie zeigt, dass Schellings Ideen die postmoderne "Dekonstruktion" des Logozentrismus eindringlich vorwegnehmen.
Slavoj Zizek ist kein Philosoph, der sich auf die Eroberung von Objekten versteift, sondern eine radikale Stimme, die glaubt, dass Philosophie nichts ist, wenn sie nicht verkörpert ist, nichts, wenn sie nur abstrakt ist. Für ihn spricht die wahre Philosophie immer von etwas und nicht von nichts. Wer sich für die Entstehung des zeitgenössischen Denkens und das Schicksal der Vernunft in unserem "Zeitalter der Angst" interessiert, für den ist diese Zusammenstellung von Texten nicht nur philosophisch relevant, sondern von großer Bedeutung.
Slavoj Zizek ist der Autor von Das erhabene Objekt der Ideologie, Das Verweilen beim Negativen: Kant, Hegel and the Critique of Ideology, und zuletzt The Indivisible Remainder: An Essay on Schelling and Related Matters. Derzeit ist er Senior Researcher am Institut für Sozialwissenschaften der Universität Ljubljana. Judith Norman ist Assistenzprofessorin für Philosophie an der Trinity University in San Antonio, Texas.