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The Culture of Selflessness: Rudolf Steiner, the Fifth Gospel, and the Time of Extremes
Die Menschen müssen den Geist des bloßen Denkens gegen den Geist der unmittelbaren Vision, des unmittelbaren Mitgefühls und der gemeinsamen Erfahrung des geistig lebendigen Christus eintauschen, der an der Seite aller menschlichen Seelen wandelt.
"Wir müssen zuerst selbstlos werden. Das ist die Aufgabe der heutigen Kultur für die Zukunft. Die Menschheit muss immer selbstloser werden; darin liegt die Zukunft der rechten sittlichen Lebenstaten, die Zukunft aller Taten der Liebe, die durch die irdische Menschheit geschehen können." -- Rudolf Steiner ("Annäherung an das Mysterium von Golgatha", S. 67, 119)
In einem Vortrag acht Wochen vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs prägte Rudolf Steiner im Bewusstsein der kommenden Entwicklungen den Begriff der "Kultur der Selbstlosigkeit", um die Kultur zu beschreiben, die sich in Zukunft entwickeln würde. Die weitreichenden sozialen Implikationen seiner primär christologischen Vorträge über das fünfte Evangelium, die er 1913/14 unter denselben politischen Umständen hielt, waren vielen von Steiners zeitgenössischem Publikum fremd, das seine dramatischen Schilderungen aus dem fünften Evangelium (oder das Evangelium selbst) größtenteils nicht als eine "Quelle des Trostes" für die Zukunft oder (wie Rudolf Steiner es ausdrückte) als "notwendig" für die zukünftige Arbeit verstand.
Die nachfolgenden Katastrophen des zwanzigsten und frühen einundzwanzigsten Jahrhunderts haben uns jedoch für Steiners zentrale Themen und Inhalte von 1913/14 sensibilisiert. Er sprach von geistiger Entwicklung und Selbsterhaltung im Angesicht großen Leids, von echter Teilhabe am Unglück anderer und von der Erlangung "wahrer Selbstlosigkeit", die das menschliche "Ich" voll und ganz einbezieht.
In den 1930er Jahren, während der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft, gingen einige Schüler Rudolf Steiners diesen Weg des moralischen Widerstands und des allumfassenden therapeutischen Handelns. Ein Beispiel ist im zweiten Kapitel dieses Bandes beschrieben. Viele andere Schicksale sind weniger bekannt; sie können inzwischen nicht mehr ganz vor dem Vergessen bewahrt werden. Dazu gehört das große Lebenswerk von Maria Krehbiel-Darmstadter, einer Anthroposophin jüdischer Herkunft, die im Januar 1943 in Auschwitz ermordet wurde. Doch heute und in Zukunft, in einer Welt, die humane Wege finden muss, um fortgesetzte Katastrophen ungeheuren Ausmaßes zu ertragen, bleibt die von Rudolf Steiner beschriebene Aufgabe in allen Kulturen und allen Teilen der Erde aktuell. "Eine einzige große Gemeinschaft bedeckt die Erde. Ihr Name ist Leiden und Kraft.".
This book is a translation of The Culture of Selflessness. Rudolf Steiner, the Fifth Gospel and the Age of Extremes (Verlag am Goetheanum, Dornach, 2006).