Bewertung:

Das Buch ist eine sehr empfehlenswerte Biographie Rudolf Steiners, die für ihren tiefen Einblick und ihren fesselnden Schreibstil gelobt wird. Es liefert neue Informationen über Steiners Beiträge zu verschiedenen Bereichen, was es zu einer wertvollen Lektüre für jeden macht, der sich für sein Werk interessiert.
Vorteile:Klarer Tiefgang, ansprechender und informeller Schreibstil, neue Informationen aus Archiven, deckt verschiedene Wirkungsbereiche ab.
Nachteile:Keine explizite Erwähnung in den Rezensionen.
(basierend auf 2 Leserbewertungen)
Rudolf Steiner, Life and Work: 1914-1918: The Years of World War I
"Alles, was wir tun können, ist zu versuchen, uns ein klares Bild von der Situation zu machen und mit diesem Wissen wirklich zu leben. Wir müssen uns daran erinnern, dass Gedanken tatsächliche, dynamische Kräfte sind. Alles, was wir jetzt tun können, ist, die Dinge klar zu durchdenken. Wenn wir nur zwei Tage lang mit diesen wahren Gedanken leben, bevor wir uns wieder von der schwarzen Magie des Journalismus einfangen lassen, wird das etwas bewirken. Und es könnte die Zeit kommen, in der wir damit etwas bewirken oder jemanden dazu bringen können, etwas zu tun." -- Rudolf Steiner, 13. Januar 1917.
In Band 4 konzentriert sich Peter Selg in seiner Erforschung von Rudolf Steiners Leben und Werk auf die Zeit des Ersten Weltkriegs. Steiner sah diese dunkle Zeit vor allem als Ergebnis zunehmender wirtschaftlicher Spannungen zwischen England und Deutschland, die von unhaltbarem materialistischem und nationalistischem Denken geprägt waren. Seiner Ansicht nach widersetzten sich die vorherrschenden sozialen Konzepte einer Entwicklung hin zu einer Gesellschaftsform, die einen langfristigen zukünftigen Frieden ermöglichen würde; er würde bald seine Alternative in Form der "dreifachen Natur des sozialen Organismus" vorschlagen, um die gesellschaftliche Gesundheit, souveräne und gegenseitig abhängige Beziehungen zwischen den drei Hauptbereichen des sozialen Lebens zu erhalten: den politischen, wirtschaftlichen und kulturell-geistigen Bereichen.
Dieser Band beschreibt eine dramatische Zeit, in der Rudolf Steiner mit Kompetenz und Hingabe versuchte, einen langfristigen Weg zu friedlichen Beziehungen in Europa zu vermitteln und umzusetzen. Seine Vorträge in dieser Zeit konzentrierten sich stark auf Themen wie die innere Begleitung der Verstorbenen, die Sorge um die Verwundeten, die Bedeutung des selbstlosen Erlebens der vollen tragischen Realität des Weltgeschehens und die lebenswichtige Bedeutung der Wahrhaftigkeit im Journalismus. Er hielt den Mangel an wahrheitsgetreuer Berichterstattung für so gravierend, dass er die Gründung einer Nachrichtenorganisation in der Schweiz in Betracht zog.
Steiners tiefe Betroffenheit über die Tragödie, die über Europa hereingebrochen war, über die vielen gewaltsam zu Tode gekommenen Menschenleben und über die politischen Ausbeutungsversuche in der Nachkriegszeit veranlassten ihn, seiner anthroposophischen Tätigkeit einen grundlegend neuen Gestus zu geben, der sich in einer Weise auf praktische Beiträge zur Gesellschaft konzentrierte, wie es in der anthroposophischen Bewegung noch nie versucht wurde.
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"Anders als die meisten seiner Dornacher Mitarbeiter kannte Rudolf Steiner die Brisanz der Situation auf dem Balkan sehr genau. Er war siebzehn, in seinem letzten Schuljahr in Wien, als Bismarck im Berliner Vertrag von 1878 die ehemals türkischen Provinzen Bosnien und Herzegowina unter habsburgische Besatzung stellte. Es folgten Kriege um das zerfallende Osmanische Reich. Bereits 1908 hatte der österreichische Generalstabschef Franz Conrad von Hoetzendorf einen Präventivkrieg gegen Serbien, Russland und Italien vorgeschlagen und davor gewarnt, dass das zunehmend aggressive Serbien zu einer gefährlichen Macht heranwachse. Das Land bzw. seine politischen Führer sahen sich selbst als das nationale (und nationalistische) Zentrum aller Südslawen. Obwohl es international weitgehend isoliert war, konnte es sich auf die Unterstützung Russlands verlassen, da dieses seine eigenen Interessen in der Region verfolgte. -- Peter Selg (aus dem Anfangskapitel)