Bewertung:

Das Buch ist eine wichtige Quelle für das Verständnis der Reformation, insbesondere durch Luthers Werk, das sich mit dem Wesen der Wahrheit und der göttlichen Offenbarung befasst. Es enthält ein Faksimile des Originaltextes, eine neue englische Übersetzung und einen aufschlussreichen Kommentar, wodurch es zugänglich und ansprechend ist.
Vorteile:Die Entscheidung des Herausgebers, ein Faksimile des Originaltextes und eine neue englische Übersetzung beizufügen, wird gelobt, da sie es dem Leser erleichtert, sich mit Luthers kraftvoller Botschaft auseinanderzusetzen. Das Buch wird als unverzichtbar für das Verständnis der Reformation angesehen und beleuchtet wichtige theologische Debatten.
Nachteile:In den Rezensionen wurden keine spezifischen Nachteile genannt, was auf eine sehr positive Aufnahme des Buches hindeutet.
(basierend auf 1 Leserbewertungen)
Ein Sendbrief Vom Dolmetschen - An Open Letter on Translating
Martin Luther schrieb den Offenen Brief zur Übersetzung im September 1530 auf der Veste Coburg in Sachsen, wo er zu seinem eigenen Schutz festgehalten wurde. Es war ein entscheidender Moment in der Reformation: Seine Kollegen befanden sich auf dem Reichstag in Augsburg, wo sie vor dem Kaiser eine formelle Proklamation des Protestantismus abgaben. Luther nutzte den Offenen Brief, um seine Bibelübersetzung zu verteidigen, und das Werk ist zu einem bahnbrechenden Dokument der deutschen Literatur, der Übersetzungswissenschaft und der reformatorischen Theologie geworden.
Luthers deutsche Übersetzung erschloss die Bibel für die Millionen seiner Zeitgenossen, die des Lateinischen nicht mächtig waren. Es war nicht die erste deutsche Version der Bibel, nicht einmal die erste gedruckte, aber sie war die erste, die ein Massenpublikum erreichte. In Anbetracht von Luthers Glauben an "sola scriptura", d. h. die Schrift als einziges Medium für das Wort Gottes, war die Übersetzung der Bibel eine Umsetzung seiner eigenen Theologie. Eine volkssprachliche Bibel in den Händen der Laien war auch eine mächtige Waffe, um kirchliche Praktiken anzufechten, die keine biblische Grundlage hatten.
Nicht nur die Tatsache, dass Luther die Bibel übersetzte, war wichtig, sondern auch die Art und Weise, wie er es tat. Wie andere vor ihm pflegte Luther einen sinngemäßen Ansatz, im Gegensatz zu einem wortgetreuen Ansatz. Seine große Neuerung war ein Übersetzungsstil, der der Umgangssprache nahe kam, aber mit einer einfachen Beredsamkeit, die den Originaltext lebendig machte. Die Sprache der Lutherbibel war so einflussreich, dass sogar seine Gegner, Katholiken wie Protestanten, sie als Grundlage für ihre eigenen konkurrierenden Versionen verwendeten. Luthers deutsche Bibel sollte jahrhundertelang als Modell für Grammatik und Stil dienen und eine grundlegende Rolle bei der Entwicklung der Standardsprache spielen.
In dem Offenen Brief zur Übersetzung gibt Luther allgemeine Ratschläge zur Übersetzung sowie eine Verteidigung einiger spezifischer Übersetzungsentscheidungen, die er in seinem deutschen Neuen Testament getroffen hat. Daraus wird deutlich, was seine Leitprinzipien als Übersetzer waren: eine genaue Kenntnis der Ausgangs- und Zielsprache, ein Gespür für das Idiom beider Sprachen und ein Verständnis für den Zweck des Autors. Die gleichen Fragen beschäftigen Übersetzer heute, ob sie nun mit heiligen Texten arbeiten oder nicht. Der Offene Brief gewährt uns einen Einblick in die Übersetzungstechnik eines ihrer erfolgreichsten Vertreter.
Der Offene Brief gibt uns auch einen Eindruck von Luthers Stil und Argumentationsweise. Seine Syntax und sein Vokabular sind einfach und direkt, sein Ton ist manchmal akademisch, aber häufiger informell, und der Text ist mit bunten Wendungen durchsetzt. Seine Argumente sind, wie im akademischen Diskurs jener Zeit üblich, eine Kombination aus Appellen an die Vernunft oder Autorität, Spott und Schmähungen. In dem Offenen Brief analysiert Luther an einer Stelle die hebräischen, griechischen und lateinischen Präzedenzfälle, um gegen die Übersetzung "Maria, voll der Gnade" zu argumentieren, und an einer anderen Stelle fasst er seine Haltung gegenüber Dr. Rotznase und seinen anderen Verleumdern wie folgt zusammen: Tatsache ist, dass ein Esel nicht viel zu schreien braucht: Man muss ihm nur auf die Ohren schauen".
Diese neue Ausgabe des Offenen Briefs stellt das Werk für den modernen Leser vor, und die Übersetzung soll Martin Luthers respektlose und brillante Rhetorik zum Leben erwecken, während der große Praktiker seine Methoden und Prinzipien erklärt.