Bewertung:

Das Buch stellt eine kritische Perspektive auf die Psychiatrie dar, indem es die Legitimität der Etikettierung psychischer Krankheiten in Frage stellt und für die Autonomie des Einzelnen eintritt. Die Rezensenten loben die Relevanz des Buches für die moderne psychiatrische Praxis und äußern gleichzeitig ihre Bedenken hinsichtlich der Auswirkungen von Zwangsbehandlungsmethoden.
Vorteile:Die Leserinnen und Leser finden das Buch aufschlussreich und relevant, insbesondere was die Auseinandersetzung mit den Konzepten von Geisteskrankheit und persönlicher Autonomie betrifft. Viele loben Szasz für seinen kritischen Blick auf die psychiatrische Kontrolle und die ethischen Dilemmata, die mit der Einstufung von Menschen als „psychisch krank“ verbunden sind. Das Buch wird als solide und zum Nachdenken anregend beschrieben und drängt auf eine Neubewertung der derzeitigen psychiatrischen Praktiken.
Nachteile:Einige Rezensenten sind der Meinung, dass die vorgestellten Ideen zwar wichtig sind, Szasz aber keine klaren Lösungen für den Umgang mit den Verhaltensproblemen von Menschen bietet, die als psychisch krank bezeichnet werden. Andere äußern die Befürchtung, dass das Buch schwerwiegende Probleme der Ungerechtigkeit und des Zwangs aufzeigt, ohne die Komplexität von Heilung und Behandlung in einem klinischen Umfeld angemessen zu behandeln.
(basierend auf 5 Leserbewertungen)
Cruel Compassion: Psychiatric Control of Society's Unwanted
Grausames Mitgefühl ist der Schlussstein von Thomas Szasz' Kritik an der psychiatrischen Praxis.
Szasz untersucht psychiatrische Interventionen aus einer kulturhistorischen und politisch-ökonomischen Perspektive und zeigt auf, dass das Hauptproblem, mit dem sich die Entscheidungsträger im Bereich der psychischen Gesundheit heute konfrontiert sehen, die Abhängigkeit von Erwachsenen ist. Millionen von Amerikanern, die als psychisch krank diagnostiziert werden, werden von Ärzten für nicht strafbares Verhalten unter Drogen gesetzt und eingesperrt, bleiben für die von ihnen begangenen Verbrechen straffrei und werden vom Staat unterstützt - nicht weil sie krank sind, sondern weil sie unproduktiv und unerwünscht sind.
Besessen von der doppelten Überzeugung, dass Fehlverhalten eine medizinische Störung ist und dass es die Pflicht des Staates ist, Erwachsene vor sich selbst zu schützen, haben wir strafrechtliche Bestrafungen durch ziviltherapeutische „Programme“ ersetzt. Das Ergebnis ist der unaufhaltsame Verlust der individuellen Freiheit, die Aushöhlung der persönlichen Verantwortung und die Zerstörung der Sicherheit von Personen und Eigentum - Symptome der Umwandlung einer konstitutionellen Republik in einen therapeutischen Staat, der nicht mehr durch die Rechtsstaatlichkeit eingeschränkt wird. Szasz zeigt überzeugend, dass wir erst dann in der Lage sein werden, unsere scheinbar unlösbaren psychiatrischen und sozialen Probleme in den Griff zu bekommen, wenn wir die Therapie vom Zwang trennen - so wie die Gründer die Theologie vom Zwang getrennt haben.
Kein zeitgenössischer Denker hat mehr getan als Thomas Szasz, um die Mythen und Missverständnisse rund um den Wahnsinn und die Praxis der Psychiatrie zu entlarven. In Cruel Compassion (Grausames Mitgefühl) wirft er nun einen ernüchternden Blick auf einige der von uns am meisten gehegten Vorstellungen über unseren humanen Umgang mit den Unerwünschten der Gesellschaft und - was vielleicht noch wichtiger ist - über uns selbst als mitfühlendes und demokratisches Volk.