Bewertung:

Das Buch „Zwang als Heilmittel“ von Dr. Szasz stellt eine kritische Geschichte der Psychiatrie dar, wobei er deren Herausforderungen und die Sicht des Autors auf ihre Praktiken hervorhebt. Während das Buch für seine gründliche Recherche, seinen fesselnden Schreibstil und seine kritischen Einblicke in die psychiatrische Industrie gelobt wurde, kritisierten einige Leser den Mangel an logischen Erklärungen für Szasz' Ansichten und hatten Probleme mit dem Format des Buches.
Vorteile:Das Buch ist gut recherchiert, hat einen fesselnden Schreibstil, ist gut gegliedert, enthält wesentliche historische Fakten, bietet eine aufschlussreiche Kritik an der Psychiatrie und gilt als unverzichtbar für das Verständnis psychiatrischer Praktiken.
Nachteile:Die Leser könnten das Buch als schwerfällig und komplex empfinden, da es keine konsistenten logischen Erklärungen für Szasz' Ansichten gibt; einige Exemplare litten unter Formatierungsproblemen und enthielten wenig bis gar keinen tatsächlichen Inhalt.
(basierend auf 10 Leserbewertungen)
Coercion as Cure: A Critical History of Psychiatry
Um die Geschichte der Psychiatrie zu verstehen, bedarf es einer genauen Vorstellung von ihrer Funktion und ihrem Zweck. In dieser provokanten neuen Studie stellt Szasz die konventionellen Vorstellungen über die Psychiatrie in Frage. Er behauptet, dass sich Psychiater in Wirklichkeit nicht mit der Diagnose und Behandlung von echten Krankheiten befassen. Die psychiatrische Tradition, die gesellschaftliche Erwartung und das Gesetz machen deutlich, dass Zwang das bestimmende Merkmal des Berufs ist.
Psychiater können Menschen ohne ihre Zustimmung oder sogar gegen ihren ausdrücklichen Wunsch "diagnostizieren" oder "behandeln", und diese unfreiwilligen psychiatrischen Eingriffe sind so unterschiedlich wie sexuelle Beziehungen zwischen einwilligenden Erwachsenen und die sexuelle Gewalt, die wir "Vergewaltigung" nennen. Aber es geht nicht nur um den Unterschied zwischen erzwungener und einvernehmlicher Psychiatrie, sondern darum, sie einander gegenüberzustellen. Der Begriff "Psychiatrie" sollte auf das eine oder das andere angewandt werden, aber nicht auf beide. Solange die Psychiater und die Gesellschaft sich weigern, dies anzuerkennen, kann es keine echte psychiatrische Geschichtsschreibung geben.
Der Zwangscharakter der Psychiatrie war in der Vergangenheit deutlicher als heute. Damals war Unzurechnungsfähigkeit gleichbedeutend mit Untauglichkeit für die Freiheit. Gegen Ende des neunzehnten Jahrhunderts entwickelte sich eine neue Art von psychiatrischer Beziehung, als Menschen mit sogenannten "nervösen Symptomen" Hilfe suchten. Dies führte zu einer Unterscheidung zwischen zwei Arten von Geisteskrankheiten: Neurosen und Psychosen. Personen, die sich über ihr eigenes Verhalten beschwerten, wurden als neurotisch eingestuft, während Personen, über deren Verhalten sich andere beschwerten, als psychotisch galten. Die juristische, medizinische, psychiatrische und soziale Leugnung dieser einfachen Unterscheidung und ihrer weitreichenden Folgen bildet die Grundlage für das Kartenhaus, das die moderne Psychiatrie darstellt. Zwang als Heilmittel ist das wichtigste Buch von Szasz seit seinem Meilenstein The Myth of Mental Illness.