Bewertung:

Derzeit gibt es keine Leserbewertungen. Die Bewertung basiert auf 3 Stimmen.
Sovereignties in Question: The Poetics of Paul Celan
Dieses Buch versammelt fünf eindringliche Begegnungen. Themen, die in allen Schriften Derridas eine zentrale Rolle spielen, ziehen sich wie ein roter Faden durch die intensive Konfrontation zwischen dem berühmtesten Philosophen unserer Zeit und dem jüdischen Dichter, der in deutscher Sprache schreibt und vielleicht mehr als jeder andere ein Zeugnis für die europäische Erfahrung des 20.
Jahrhunderts bezeugt. Es geht um das Datum oder die Unterschrift und ihre Singularität, um den Begriff der Spur, um zeitliche Strukturen der Zukunft und des "Kommenden", um die Vielfalt der Sprache und Fragen der Übersetzung, um Sprechakte wie Zeugnis und Versprechen, aber auch um Lüge und Meineid, um die Möglichkeit des Unmöglichen und vor allem um die Frage nach dem Gedicht, das jenseits des Wissens adressiert und bestimmt ist und zu dem und für das unabdingbar Andere sprechen will.
Die Erinnerung an Begegnungen mit Denkern, die sich ebenfalls mit Celans Werk auseinandergesetzt haben, belebt diese Schriften, die einen brillanten Dialog zwischen zwei Interpretationsmodi beinhalten - Hermeneutik und Dekonstruktion. Derridas Herangehensweise an ein Gedicht ist eine Offenbarung auf vielen Ebenen, von den konkretesten Lesarten - zum Beispiel seine Analyse einer Folge von Personalpronomen - bis hin zu den weitreichendsten Imperativen der menschlichen Existenz (und Derridas Schriften sind immer eine Studie über die Verflechtung solcher Ebenen). Vor allem aber spricht er in der letzten Zeile von Celans Gedicht den Ruf nach Verantwortung aus: "Die Welt ist fort, ich muss dich tragen", die sich wie ein Refrain durch den letzten Essay des Buches zieht.
Nur zwei der Texte in diesem Band erscheinen hier nicht zum ersten Mal auf Englisch. Von diesen wurde Schibboleth vollständig neu übersetzt und nach Derridas eigenen Anweisungen für die Veröffentlichung im Französischen gesetzt; "A Self-Unsealing Poetic Text" wurde von Derrida selbst wesentlich umgeschrieben und erscheint hier im Wesentlichen als Übersetzung eines neuen Textes.