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Resistances of Psychoanalysis
In den drei Essays, aus denen dieses anregende und oft verblüffende Buch besteht, argumentiert Jacques Derrida gegen die Vorstellung, dass die Grundideen der Psychoanalyse gründlich durchgearbeitet, argumentiert und assimiliert wurden. Das anhaltende Interesse an der Psychoanalyse wird hier in den verschiedenen Widerständen gegen die Analyse untersucht - verstanden nicht nur als ein Phänomen, das im Kern der Psychoanalyse theoretisiert wird, sondern als der Widerstand der Psychoanalyse gegen sich selbst, eine Unempfänglichkeit für die Analyse, die mit der Struktur der Analyse selbst zu tun hat.
Derrida zeigt nicht nur, wie das Interesse an der Psychoanalyse und am psychoanalytischen Schreiben heute erneuert werden kann, sondern diese Essays bieten ihm auch die Gelegenheit, ein Thema, mit dem er sich erstmals 1966 (in einem Essay über Freud) auseinandergesetzt hat, wieder aufzugreifen und neu zu bewerten. Sie dienen auch dazu, Derridas Denken über die Themen der Aufsätze - Freud, Lacan und Foucault - zu klären, ein Denken, das vor allem im Hinblick auf die beiden Letztgenannten stark verzerrt und missverstanden wurde.
Der erste Aufsatz über Freud ist eine Meisterleistung des close reading von Freuds Texten als philosophische Reflexion. Durch die feinen Unterscheidungen, die Derrida in dieser analytischen Lektüre, insbesondere der Traumdeutung, vornimmt, öffnet er den Bereich der Analyse für neue und unvorhersehbare Formen - wie etwa die Begegnung mit einem Verbot (wenn die Weiterführung einer Analyse durch eine strukturelle Grenze untersagt ist).
Nach dem Aufsatz, den man als Derridas Rückkehr zu Freud bezeichnen könnte, ist der nächste Aufsatz Lacan gewidmet, der Figur, für die diese Formulierung so etwas wie ein Schlagwort war. In diesem und dem nächsten Aufsatz über Foucault begegnet Derrida zwei Denkern wieder, denen er zuvor wichtige Aufsätze gewidmet hatte, die in den von ihren Schriften beeinflussten intellektuellen Milieus stürmische Diskussionen und zahlreiche Spaltungen auslösten. In diesem Essay, der das Konzept des Widerstands geschickt in größere Fragen einbindet, fragt Derrida in der Tat: Was ist der Ursprung und die Natur des Textes, der die Lacansche Psychoanalyse konstituiert, wenn man seine Existenz als Archiv, als Lehren, als Seminare, Abschriften, Zitate usw. betrachtet?
Derridas dritter Aufsatz kann nicht einfach als Kritik, sondern als Würdigung von Foucaults Werk bezeichnet werden: eine Würdigung nicht nur im psychologischen und rhetorischen Sinne, sondern auch in dem Sinne, dass er Foucaults Denken erhebt, indem er ihm Bereiche und Nuancen zurückgibt, die durch seine Reduktion durch seine Leser, seine eigenen Texte und seine formelhafte Verpackung verloren gegangen sind.