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The Fall of Sleep
Philosophen haben den Schlaf weitgehend ignoriert und ihn als nutzlose Negativität, als bloße Erholung für den Körper oder bestenfalls als Quelle für die Erzeugung unbewusster Zeichen aus der Nacht der Seele behandelt.
In einer außergewöhnlichen theoretischen Untersuchung, die mit lyrischer Intensität geschrieben ist, setzt The Fall of Sleep dieser Vernachlässigung ein Ende, indem es eine geschickte und doch strenge Philosophie des Schlafes liefert. Was bedeutet es, "einzuschlafen"? Könnte es so etwas wie eine "Vernunft" des Schlafs geben, eine Vernunft, die in ihrer eigenen Form oder Modalität wirkt, eine Modalität des Seins in sich selbst, der Rückkehr zu sich selbst, ohne das wache "Selbst", das das "Ich" vom "Du" und von der Welt unterscheidet? Welcher Grund könnte in dieser Abwesenheit des Ichs, des Scheins und der Absicht bestehen, in einer Hingabe, dank derer man sich in einen Nicht-Ort entleert, der von allen geteilt wird?
Der Schlaf bezeugt so etwas wie eine Gleichheit von allem, was im Rhythmus der Welt existiert. Mit dem Schlaf wird der Sieg über die Angst vor der Nacht immer wieder neu errungen, ein Vertrauen darauf, dass wir mit der Rückkehr des Tages erwachen werden, in einer Rückkehr zu uns selbst, zu uns - wenn auch zu einem Selbst, einem Wir, das jeden Tag anders ist, unvorhergesehen, ohne jede Vorwarnung.
Die Suche nach dem Sinn, der sich im vermeintlichen Verlust von Bedeutung, Bewusstsein und Kontrolle im Schlaf regt, besteht nicht darin, einen in der Philosophie, der Religion, dem Progressivismus oder einem anderen -ismus bereits bekannten Sinn wiederzugewinnen. Vielmehr geht es darum, eine Quelle neu zu erschließen, die nicht die Quelle eines Sinns ist, sondern die das Wesen des Sinns, seine Wahrheit, ausmacht: die Öffnung, das Hervorbrechen, die Unendlichkeit.
Diese schöne, tiefgründige Meditation über den Schlaf ist ein einzigartiges Werk in der Geschichte der Phänomenologie - eine lyrische Phänomenologie dessen, was keine Phänomenologie haben kann, da sich der Schlaf dem wachen Beobachter, dem Subjekt der Phänomenologie, nur als Verschwinden und Verborgenheit zeigt.