Bewertung:

Derzeit gibt es keine Leserbewertungen. Die Bewertung basiert auf 26 Stimmen.
Good Entertainment: A Deconstruction of the Western Passion Narrative
Ein Philosoph betrachtet Unterhaltung in ihrer ganzen totalisierenden Vielfalt - Infotainment, Edutainment, Servotainment - und verfolgt den Begriff über Kant, Zen-Buddhismus, Heidegger, Kafka und Rauschenberg.
In Good Entertainment untersucht Byung-Chul Han den Begriff der Unterhaltung - seine heutige Allgegenwärtigkeit und seine philosophische Genealogie. Unterhaltung hat heute in all ihrer totalisierenden Vielfalt eine scheinbar unendliche Kapazität zur Inkorporation: Infotainment, Edutainment, Servotainment, Confrontainment. Unterhaltung wird als neues Paradigma, ja sogar als neues Credo des Seins hochgehalten - und doch ist sie im Westen unausweichlich negativ konnotiert. Han geht den westlichen Vorstellungen von Unterhaltung nach und betrachtet dabei unter anderem den Skandal, der durch die Uraufführung von Bachs Matthäuspassion ausgelöst wurde (die als zu schön und nicht ernst genug angesehen wurde); Kants Vorstellung von Moral als Pflicht und den Unterhaltungswert moralistischer Literatur; Heideggers Vorstellung vom Denker als Mann des Schmerzes; Kafkas Hungerkünstler und die Kunst der Negativität, die sich an der Vernichtung erfreut; und Robert Rauschenbergs Ablehnung des Transzendenten.
Die Geschichte des Westens, so Han, ist eine Geschichte der Leidenschaft, und die Leidenschaft erscheint als Spielverderber. Leistung ist die neue Formel für Leidenschaft, und das Spiel wird der Produktion untergeordnet, wird zum Spiel. Und doch, so argumentiert er, sind Leidenschaft und Unterhaltung in ihrem Kern nicht völlig verschieden. Die reine Bedeutungslosigkeit der Unterhaltung liegt neben der reinen Bedeutung der Leidenschaft. Das Lächeln des Narren ähnelt der schmerzverzerrten Visage des Homo doloris. In Good Entertainment erforscht Han dieses Paradoxon.